In der mittlerweile großen Auswahl an Musiker-Biopics reiht sich nun auch Robbie Williams mit ein. Als Abgrenzung zu anderen Titel hält hier jedoch ein Affe als Hauptprotagonist her! Der vermeintlich sehr ideenlose Kniff zu Better Man hat jedoch funktioniert. Und nicht nur, wegen dem affigen Robbie…

Filminfos:
Kinostart: 2. Januar 2025
Laufzeit: 136 Minuten
Genre: Musical Biopic
FSK: 12
Regie: Michael Gracey
Besetzung: Robbie Williams, Jonno Davies und Steve Pemberton
Story:
Der Film erzählt den Aufstieg des britischen Popsängers Robbie Williams im Laufe von drei Jahrzehnten im Stile eines satirischen Musicals. Bekannt wurde Robbie als Sänger in der äußerst erfolgreichen Boygroup „Take That“ aus Manchester in den 90er Jahren. Nach Alkohol- und Drogen-Exzessen verließ Robbie die Band im Streit und startete eine Solo-Karriere.
Ein Robbie Biopic?
Ein Biopic über Robbie Williams? Braucht man das?
Nun ja, sagen wir es so, ob man es braucht oder nicht, ist in dem Fall zweitrangig. Denn, Better Man ist vor allem Eines: ein überraschend guter Film! Die Figur Robbie Williams gehört aber, was den Bekanntheitswert anbelang, wohl nicht in eine Kategorie mit Queen oder Elton John. Der britische Popsänger ist aber eine solch illustre Persönlichkeit, dass sich auch hier ein Biopic lohnt. Die Geschichte bzw. sein Werdegang ist, wie es sich bei fast jeder Musiker-Karriere definiert, voll von Höhen und Tiefen. Wobei die Tiefen in diesem Beispiel den Charakter des Robbie Williams deutlich mehr zu schaffen machen.
Man könnte es schon fast als Krankheit der Popkultur bezeichnen. Der steile Aufstieg ins Musik-Business macht in irgendeiner Form abhängig! Alkohol, Drogen, Medikamente. Die Gründe sind vielfältig! Leider! Physisch als auch psychisch! Der enorme Druck zu performen und Stress wegen der eigenen Prominenz sind ein Katalysator. Ein Robbie Williams ist da, wie wir es auch hier im Film veranschaulicht bekommen, das klassische Beispiel. Der Aufstieg zum Popstar zerrt an den Nerven und an der Substanz. Better Man präsentiert diesen Aspekt (über den meist nur mit vorgehaltener Hand gesprochen wird) im Musik-Business in zahllosen Einstellungen. Sei es in den musikalischen Szenen oder eben in ruhigeren Phasen. Während er mit Take That tourt oder aber auch im Privaten. Die Figur Robbie Williams ist, wie er sich selbst schon am besten beschrieben hat, ein selbstzerstörerischer Charakter! Der Film widmet dieser Eigenschaft ausreichend viel Gelegenheit. Und sie ist extrem gut eingefangen.
Ich selbst, als ein „Auswärtiger“ Musik-Fan, kann zu Robbie Williams biografischen Werdegang nicht viel wiedergeben. Hier und da bekommt man natürlich Schlagzeilen mit, aber ob alles so stimmt, was dieses kreative Werk eines Biopic betrifft, vermag ich nicht zu urteilen. Für das Gesamtergebnis spielt das aber auch keine Rolle. Denn die Figur Robbie Williams wird in Better Man keinesfalls heroisiert oder übermäßig positiv dargestellt. In dieser Hinsicht bleibt sich der Film durchgängig treu und nimmt selbst in den schlimmsten Phasen seiner Karriere keinerlei Blatt vor den Mund. Dies kann man ebenfalls lobenswert hervorheben, da dies bei anderen Biopics einen weniger großen Stellenwert inne hat.

Der „affige“ Hauptprotagonist!
Es bleibt die Frage im Raum: warum braucht es den Affen als Robbie? Die Antwort ist ganz einfach! Robbie Williams sieht sich selbst in dieser Form am besten repräsentiert. Das gibt er bereits im Trailer offen zu. Und im wesentlich Verlauf der Geschichte spielt das spätestens im Mittelteil keine Rolle mehr. Irgendwann übersieht man dieses Affen-Portrait und sieht nur noch die Figur Robbie Williams. Er sticht zwar deutlich hervor, neben all den menschlichen Figuren, aber in gewisser Form macht das den Charme des Films aus. Das Musik-Biopic hebt damit den Protagonisten auf eine Weise hervor, die andere Genrevertreter letztlich gar nicht in Betracht ziehen. Es mag zwar ziemlich plump sein, aber im Kern funktioniert es. Dem filmischen Vergnügen fügt es keinen Schaden zu, obwohl dies kein Selbstläufer ist.
Da es sich hierbei um ein Selbstbildnis von Robbie Williams handelt, skipt die Handlung von Ereignis zu Ereignis. Von Jahr zu Jahr! Demnach bleibt neben dem Hauptprotagonisten auch wenig Raum für die Ausarbeitung anderer Charaktere. Abseits seiner Familie, wie seinen Eltern und seine Großmutter, bleiben Figuren wie bspw. Nicole Appleton (Raechelle Banno), wegen geringerer Screentime, auf der Strecke. Es bleibt einfach nicht genügend Zeit um andere wichtige Persönlichkeiten, welche Robbie im Leben wichtig waren, im Detail vorzustellen. Sowohl sein bester Freund, als auch die Kollegen von Take That bleiben nur Fußnoten. Das mag zwar weniger schlimm sein, da der Fokus klar auf Williams selbst liegt, allerdings wirkt der finale Part des „Gutmensch“-Robbie dadurch ziemlich unplausibel! Was ein wenig schade ist, weil hierdurch leider deutlich tiefgründigere Storylines möglich gewesen wären.
Musikalische Einspieler
Was ein Musiker-Biopic erst definiert, sind seine musikalischen Einspieler. Davon gibt es in Better Man reichlich. Von Rock-Balladen wie „Let Me Entertain You“ bis hin zum Schulzigen „She´s The One“ ist praktisch alles dabei! Und nahezu alle Darbietungen unterstreichen größtenteils auch den Charakter eines Robbie Williams. Sie sind zudem noch eine hervorragende Auffrischung von einigen doch eher trockenen Stellen an Exposition. Insbesondere zwei Darstellungen stechen hier besonders hervor. Zum einen die mit einem großen Ensemble an Hintergrundtänzern choreografierte Szene mit den Mitgliedern von Take That. Eine Szene, die wirklich gut aussieht und ohne große Effektspielerei inszeniert wurde. Und sein emotionales Duett mit Robbies Vater, welche so auch im echten Leben 2017 stattfand. Da natürlich noch ohne das affiges Porträt (versteht sich)! Gesungen wurde „Sweet Caroline“ und die Perfomance im Film ist ein ebenso runder, als auch tiefgründiger Abschluss von Better Man, der manch einem Zuschauer sogar ein Tränchen entlocken kann.
Fazit zu Better Man
Überraschend gut! So könnte man Better Man zusammenfassen! Selbst ein Nicht-Fan von Robbie Williams kann hierbei Spaß haben und auch auf emotionaler Ebene mitgenommen werden. Die Story skipt zwar sehr rasant durch die Geschichte, allerdings ist das nicht so störend wie gedacht. Lediglich der Schlussakt (mit Änderung des Charakters) wird dadurch nicht ganz griffig. Die Musik-Einspieler sind zudem sehr gelungen und der affige Hauptprotagonist alles Andere als einfallslos. Ein gelungener Auftakt ins neue Jahr!
