„The Batman“: Der dunkle Ritter wird endlich zum Detektiv (Review)

Wer braucht 2022 einen neuen BATMAN? In all den Jahren seitdem es das Kino gibt, durften sich bereits viele berühmte Schauspieler in das schwarze Fledermauskostüm zwängen. Ben Affleck, Christian Bale, Michael Keaton, Val Kilmer, George Clooney und nicht zu vergessen Adam West! Jetzt darf sich Robert Pattinson probieren und bei ihm war der Gegenwind fast schon zu extrem. Nun lehrt er und auch Matt Reeves die Kritiker eines Besseren. Batman funktioniert immer noch! Und das indem man die Figur dem aktuellem Zeitgeist anpasst…

https://youtu.be/z4714bFSS34

Filminfos:

The Batman
FSK: 12
Genre: Action/Krimi/Thriller
Laufzeit: 177 Minuten
Regie: Matt Reeves
Cast: u.a. Robert Pattinson, Zoe Kravitz, Jeffrey Wright und Paul Dano

Handlung:

In seinem zweiten Jahr im Kampf gegen das Verbrechen erforscht der Milliardär und maskierte Rächer Batman die Korruption in Gotham und insbesondere, wie sie mit seiner eigenen Familie in Verbindung stehen könnte. Gleichzeitig untersucht er eine Reihe von Morden eines Serienkillers, der grausame Rätsel auf seinem Weg hinterlässt. Es beginnt ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel, in der Batman und Commissioner Gordon verwickelt werden…

„The Batman“: Matt Reeves hält sein Versprechen!

Ein neuer Batman! DCs Aushängeschild in Sachen Superhelden wieder neu zu porträtieren ist wahrlich kein leichtes Unterfangen, hatten wir doch schon einen extrem guten Christian Bale in der überstarken Nolan-Trilogie oder einen charmanten Ben Affleck als Anführer der Justice League. Da war es natürlich keineswegs ein Kinderspiel für Robert Pattinson (Twilight-Saga und Leuchtturm) in diese großen Fußstapfen zu treten. Gleiches gilt natürlich für den Mann hinter der Kamera: Matt Reeves, welcher mit der Planet der Affen Reihe endgültig beweisen konnte, wie viel Talent in ihm steckt. Mit der Idee den dunklen Ritter von Gotham endlich wieder zu einem waschechten Detektiv zu machen, trat er praktisch offene Türen ein. In all den filmischen Auftritten, die wir seit den Anfängen der 1940er erlebt haben, wurde dieses elementare Merkmal der Comicfigur de facto komplett beiseite gelegt. 

Der Superheld stand früher, sowie auch in Zeiten großer Filmuniversen, deutlich mehr im Vordergrund. Dabei sind mit dem allseits kriminellen Sumpf von Gotham City, Schurken wie dem Joker oder dem Riddler und unzählige Verbrechen alle grundlegenden Eigenschaften für eine gute Detektivgeschichte vorhanden. Genutzt haben es allerdings bis heute die wenigsten. Das DCEU und seine Batman-Version als Beispiel genommen (Ben Affleck mit seiner Interpretation in allen Ehren), hat auf diese Eigenschaft vollständig verzichtet. Matt Reeves versprach Besserung in dieser Hinsicht und konnte eben jenes Versprechen mit seinem Film halten. Mehr als das! The Batman fühlt sich weniger wie ein klassischer Superheldenfilm der Neuzeit an, sondern mehr als eine Art Noir zum aktuellen Zeitgeist, der von MCU oder DCEU bestimmt wird. 

Die klassische Charakterisierung einer Heldenfigur verschwindet in einer Fülle von Merkmalen, die mehr von einem Thriller oder Krimi haben, als einer 0815-Superheldenstoryline. Dazu zählt die Person hinter der Maske, der man sich deutlich mehr widmet und ihr extrem viel Raum zur Entfaltung lässt. Und, natürlich, dem wichtigsten Faktor: Die Detektivgeschichte! Hier fallen Vergleiche zu extrem spannenden Filmen wie Sieben oder Zodiac. Und die sind definitiv nicht weit hergeholt. Viele der Szenen erinnern ganz stark an diese Thriller, wo eine brutale Mordserie aufgeklärt werden muss und durch den mysteriösen Killer, sowie dessen krankhaften Phantasien eine abwechslungsreiches Katz-und-Maus-Spiel entsteht. Da muss man auch einfach mal den Hut vor Matt Reeves ziehen. Der hat nicht nur sein Versprechen eingelöst, sondern auch einen Mainstreamblockbuster mit einer für den Zuschauer fordernden Story kombiniert!

Düster, erwachsener und etwas für Krimifans

Mit dem Riddler hat man die nahezu perfekte Wahl getroffen, um The Batman in einen ausgeklügelten Thriller umzuwandeln. Wer braucht schon die erneut wieder aufgewärmte Origin-Story von Bruce Wayne? Die kennt doch ohnehin schon fast jeder Filmkenner. Im Endeffekt wird das zwar auch thematisiert, aber nicht wirklich im letzten Detail. Hier wird sogar um den tragischen Tod von Bruce Waynes Eltern ein echtes Mysterium über das WER und WIESO geschmiedet. Wie der junge Milliardär allerdings zum heldenhaften Verbrechensbekämpfer wird, ist hier jedoch nicht das prägende Kernelement. Die Story dieses Filmes lässt ohnehin kaum Platz dafür, obwohl sie mit 177 Minuten eine mehr als beachtliche Länge hat! Es ist von Beginn an eine sehr düstere Atmosphäre zu spüren. Den Auftakt macht ein Mord, der in seiner Intensität deutlich mehr einem Krimi ähnelt, als einem Superheldenfilm. Für jeden Zuschauer der im Vorfeld den neuen Batman bereits als gängige Superhelden-Eintagsfliege abgestempelt hat, sollte nach den ersten fünf Minuten deutlich klar geworden sein, dass hier ein strengerer Ton angeschlagen wird. 

Vergleiche zum MCU oder dem DCEU haben sich somit schon in den Anfangsminuten vollständig erledigt. Diese Story ist um ein vielfaches erwachsener und vielleicht sogar was für hartgesottene Krimifans. Denn The Batman fordert seinem Zuschauer auch einiges an Gehirnschmalz ab. Die Rätsel, welche mit den Taten des Riddlers einhergehen, sind nicht von schlechten Eltern, auch wenn sie im englischen Originalton manchmal deutlich mehr Sinn ergeben, als in der deutschen Übersetzung. Dieser klassische DC-Schurke hat zudem ein Motiv, welches in erster Instanz zunächst sehr komplex erscheinen mag, aber im zweiten Gedankengang und im Hinblick auf die korrumpierte Stadt Gotham City tatsächlich einleuchtet. Natürlich rechtfertigt das nicht das Vorgehen! Aber ein Bösewicht greift nun mal lieber zum Messer oder in diesem Fall zum Tape (in Kombination mit Bomben), um seine „Aufgabe“ zu seiner Zufriedenheit zu Erfüllen. Mit Paul Dano, der häufig sehr perfide bzw. bösartige Figuren in seinen Filmen verkörpert, ist ein echter Glücksgriff gelungen. Er verleiht dem Riddler eine absolut verrückte Persönlichkeit und verbindet sie mit trickreichen Spielereien, die viel mit Symbolkraft spielt und dadurch extrem viel Verwirrung stiftet. Und das ist perfekt auf diese Comicfigur ausgerichtet. Besser hätte man es nicht machen können! Die einhergehenden Ermittlungen mit einem ebenso stark agierenden Jeffrey Wright als James Gordon erinnern erneut an spannende und allseits sehr renommierte Thriller wie Sieben oder Zodiac. Dessen Zusammenspiel mit Batman gehört ebenso zu den Stärken des Films und lässt den Zuschauer vergessen, dass man hier eigentlich die x-te Neuauflage eines Superhelds begutachtet. 

„The Bat and the Cat“ im neuen Batman-Film mit Robert Pattinson und Zoe Kravitz. | © Warner Bros.

Ist „The Batman“ zu vollgestopft?

Zugegeben, die ein oder andere Länge hat sich in diesen Blockbuster eingeschlichen. Es kommt zwar keine Langeweile auf, trotzdem denkt man vor allem beim Schlussakt des Öfteren „jetzt muss der Film doch bald zu Ende sein“! Und dann geht The Batman doch noch in die nächste Runde und eine weitere Viertelstunde. Ein fast dreistündigen Kinofilm sieht man nicht alle Tage und als Zuschauer sollte man viel Zeit und auch ein wenig Geduld mitbringen. Ein paar Minütchen weniger hätten definitiv nicht geschadet. Schlussendlich fühlt man sich trotzdem äußerst wohl mit dem allgemeinen Aufbau der Story, den nachfolgenden Kapiteln und dem Finale. Dieses „neue“ Universum des Pattinson-Batman liefert Details in Hülle und Fülle. Dazu gehört in erster Linie der Großstadt-Dschungel des verwahrlosten Gotham City, dass dem des Joker-Solofilms aus 2018 erstaunlich gut ähnelt. 

Ein weiterer Punkt sind zahlreiche Nebenfiguren, die zu einem Batman-Film schlichtweg dazugehören und vor allem die Comic-Fanherzen höher schlagen lässt. Ein vollkommen entstellter Colin Farrell porträtiert einen gleichsam bösartigen, wie unterhaltsamen Pinguin (der demnächst seine eigene Serie bekommt), während Andy Serkis als Alfred dem jungen Wayne-Milliardär als Mentor zur Seite steht. Letzterer hat jedoch noch nicht denselben Input, wie das bspw. ein Michael Caine in der Nolan-Trilogie geschafft hat. Dann gibt es noch durchtriebene Persönlichkeiten wie Carmine Falcone (John Turtorro), welche im Hintergrund die Fäden ziehen und praktisch die Stadt im Kern durch ihre Verbrechen bis ins Mark vergiftet haben. Der Sündenpfuhl wird abgerundet durch korrupte Cops und Politiker, die vor allem für den Plan des Riddlers eine nicht unwesentliche Rolle einnehmen. In seiner Gesamtheit betrachtet mag The Batman zwar mit Figuren für einige Zuschauer wohl zu überladen sein, aber im Nachhinein greift ein Zahnrad ins andere, sodass uns ein sinnfreier Einheitsbrei erspart bleibt. 

Fazit:

The Batman hat bewiesen, dass mit einigen Änderungen selbst in 2022 der dunkle Ritter aus dem DC-Universum noch salonfähig ist. Ein Joker hatte das bereits 2018 vorgemacht und der neue Batman-Darsteller Robert Pattinson hat mit seiner bärenstarken Perfomance bewiesen, dass die bösen Zungen im Vorfeld komplett im Unrecht waren, was seine Besetzung betraf. Regisseur Matt Reeves hat derweil sein Versprechen eines Batman als Detektiv eingelöst und sollte den eingeschlagenen Weg definitiv fortsetzen! Abschließend bleibt zu sagen, dass dieses neue Universum weitere Filme verdient und The Batman ganz nah dran ist am Titel des „besten Batmans aller Zeiten“!

Bewerte diesen Artikel:

5/5

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert