Große Blockbuster, wie „Dune“, sind aufgrund des Hollywood-Steiks auf 2024 verschoben. „The Creator“ ist der einzig verbleibende Sci-Fi Blockbuster in diesem Jahr und entfacht zumindest in weiten Teilen von Kinogängern eine Art Hype. Aber wird der Film, welche viele Anfang des Jahres nicht mal auf dem Schirm hatten, den nun stetig steigenden Erwartungen gerecht?

„The Creator“: Mensch vs. K.I.

Das Jahr 2023 ist leider ein wenig enttäuschend, was das Sci-Fi-Kino betrifft. Die Hoffnungen lagen noch auf „Dune: Part 2„. Der wurde aber bekanntermaßen Opfer des „Writers Strikes“. Nun ja, umso besser für „The Creator„! Denn der hat nun die Möglichkeit diesen Platz zu füllen. Vielleicht nicht unbedingt in dem Maßstab und in Sachen Epik. Da kommt der neue Film von Gareth Edwards zwar nicht heran, aber zumindest die Optik und der Look können hier weitestgehend mithalten. Sein neuer Ableger der Science Fiction macht K.I. zum großen Kernpunkt. Mittlerweile wissen wir ja, dass dies in unserer aktuellen Realität bereits in geringem Maße zum Alltag gehört. Chat GPT und co. werden nur der Anfang einer eventuell unaufhaltsamen Entwicklung darstellen. In „The Creator“ ist man storytechnisch weiter und erzählt von einer dystopischen Welt, in der Mensch gegen K.I. kämpft. Wobei in diesem filmischen Beispiel nur der nordamerikanische Kontinent ein größeres Problem mit den selbst erschaffenen Gegnern zu haben scheint. Dieser Ausgangspunkt mag im Genre selbstverständlich kein neuer Ansatz sein, aber hebt uns schon dadurch, dass man diese Begegnung wieder in einen Konflikt münden lässt, den Spiegel vor. Der Mensch erschafft die Maschinen, die seine eigene Existenz bedrohen. „Terminator“, „iRobot“ und „Blade Runner“, nur um mal ein paar Beispiele zu nennen, die diese Art von Beziehung in ähnlicher Form verkörpern. Im aktuellen Beispiel wird der Konflikt an sich jedoch in einer weitaus reflektierten Variante porträtiert. Hier scheinen die Menschen eindeutig die Oberhand zu besitzen, was u.a. auch die Waffentechnik angeht. Eine überdimensionales Luftschiff macht hierbei Jagd auf Außenposten der Künstlichen Intelligenz. Und der Krieg selbst sieht weniger nach gigantischer Massenschlacht aus, sondern vielmehr nach Guerilla-Kampf.

Konflikt-Vorbild Vietnam und Problemkind USA

Es ist kaum zu übersehen. „The Creator“ lässt den Konflikt zwischen Mensch und K.I. abseits großer urbaner Regionen stattfinden. Der Vergleich zum Vietnamkrieg (1955-1975) wurde des Öftern mit dem Film in Verbindung gebracht und ist spätestens im zweiten Drittel praktisch bestätigt. Die Hauptschauplätze sind abgelegene Dörfer in dichten Wäldern im asiatischen Raum. Auch die Art und Weise wie der Krieg geführt wird weißt einige Parallelen auf. So ist die Großmacht bzw. Übermacht (USA) der Invasor, welcher die vermeintlich schwächere Partei (hier die K.I.) versucht in die Knie zu zwingen. Was wenig bis gar nicht funktioniert. Und hier kommt nun das Problemkind USA wieder ins Spiel. Denn auch im Film geht die Aggression fast ausschließlich von den Vereinigten Staaten aus. Und wie in der Realität streut der Aggressor ganz gezielt die Saat des Misstrauens gegenüber dem Feind. Mit Halbwahrheiten und Lügen! Hauptsache man überzeugt die Massen von der Rechtschaffenheit seiner Anführer. Ein Trugschluss, welche zunächst auch die Hauptfigur Joshua (John David Washington) verblendet. Das große Problem bei der Vietnam-Parallele ist jedoch ein gewaltiges Plot-Hole. Denn wie kann es sein, dass die USA im Film nahezu unbegrenzt in jeden Luftraum der Welt eindringen kann. Es scheint fast so, als gäbe es nur noch den nordamerikanischen und südostasiatischen Raum. Und der eine lebt mit der K.I., während der andere versucht sie auszurotten. Etwas zu plump, nicht wahr? Von anderen Ländern bzw. dem Rest der Welt ist kaum die Rede, obwohl die K.I. laut USA versucht die Menschheit auszurotten. Da nimmt die Geschichte wohl die ein oder andere Abkürzung zu viel! Andere Faktoren gleichen das aber wieder aus…

„The Creator“ (2023) John David Washington & Madeleine Yuna Voyles / ©20th Century Fox

Beeindruckende Optik trifft schöne Welt

Bei den Bildern die Gareth Edwards hier liefert könnte man fast meinen, dass Budget läge im Rahmen eines klassischen Marvel-Blockbusters. 150-200 Mio. locker, oder? Tatsächlich liegt es weitaus niedriger, bei „knappen“ 80 Mio. US Dollar. Edwards setzte mehr auf reale Sets und lies Aufnahmen von verschiedenen Standorten mit kleinerer Crew aufnehmen. Der Rest entstand dann natürlich wieder am Computer, aber das kennen wir ja. Der Punkt ist, der Sci-Blockbuster des „Rogue One“-Regisseurs beeindruckt mit einer Optik im Stile großer Cyberpunk-Ableger, wie der schon erwähnte „Blade Runner“. Die Sets mit wunderschöner Flora im Hintergrund und den gut dargestellten KI-Robotern sorgen dabei für den letzten Feinschliff. Da gibt es wirklich kaum ein Film aus 2023 und jüngster Vergangenheit, welcher da das Wasser reichen könnte. Zwar spielt die fehlende Sci-Fi Konkurrenz eine nicht unwesentliche Rolle und dennoch sah schon lange kein Film mehr so ordentlich aus wie „The Creator“. Im krassen Gegensatz zu anderen Blockbustern aus diesem Jahr, wo die Effektmaschinerie ordentlich ins Klo griff und dadurch gleichermaßen eine ganze Menge Geld verbrannte. Hier sind alle Lobeshymnen angebracht und absolut nachvollziehbar. Das sieht einfach nur fantastisch aus und in den verbleibenden Monaten, vielleicht sogar bis „Dune: Part 2“, wird wohl keine Produktion an diese Optik herankommen.

Klassische Heldenreise mit Harmonie

Das „The Creator“ mit seiner Story das Rad nicht neu erfindet, war abzusehen. Zu offensichtlich wurde das bereits in der Vorschau stilisiert. Ein Mann, vom Leben gezeichnet und von Enttäuschungen genarbt, nimmt einen Job an, welchen ihn die eigene Existenz hinterfragen lässt. Praktisch jede zweite Sci-Fi-Dystopie startet so in ihre Story. Ein gewinnbringender Faktor innerhalb der zunächst sehr einfach strukturierten Handlung spielt Alphie (Madeleine Yuna Voyles). Die angekündigte „Waffe“, die es auszuschalten gilt. Ein Befehl, die den sonst so abgebrühten Joshua (John David Washington) an seiner menschlichen Führung zweifeln lässt. Es entsteht ein fast schon familiäres Verhältnis, ähnlich wie bei Vater und Tochter, zwischen den beiden. Und das nicht ohne Grund, aber die Fragen nach dem „Warum“ wäre an dieser Stelle schon ein massiver Spoiler. Die beiden Darsteller, sowohl Washington als auch Voyles, sorgen für teils herzergreifende Dialoge über die Existenz beider Arten. Dieser philosophische Ansatz hält sich kurzweilig im Film, bevor das Chaos des Krieges wieder die Oberhand auf der Leinwand übernimmt. Das in Kombination mit der Reise unseres Protagonisten macht „The Creator“ noch nicht einzigartig, aber verhilft neben den zahlreichen Kämpfen (und davon gibt es einige) zu einem gelungen Mix aus emotionsgeladenem Futur-Drama und gigantischem Sci-Fi-Bombast.

Fazit:

„The Creator“ ist zweifellos das große Sci-Highlight des Jahres. Es bietet großartiges Actionkino in einer futuristischen Welt, in der erneut die Frage auftaucht, was den Menschen im Kern besser macht, als die Maschine die er für „eine bessere Welt“ erschafft. Und auch wenn dieses Unterthema schnell an zweite Stelle weichen muss, hat es seinen Dienst hervorragend umgesetzt. Zudem gelingt es Gareth Edwards aus John David Washington die vielleicht beste Perfomance seiner noch jungen Karriere rauszukitzeln.


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